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Stand 15.05.2023
Boxenbau Projekt 2:
Omnipolarstrahler
von K. Föllner
Frontboxen:
Zu Hause verwende ich ein Paar Rundumstrahler, die nach
dem Cheap Trick 165 aus K&T nachgebaut wurden,
allerdings mit so einigen Modifikationen. Die Boxen sind
bestückt mit je einem 17 cm Tief- (C 17 WH-69) und 26 mm
Hochtöner (D 26 TF-05-06) aus dem Hause Vifa.
Original-Design: (K&T)
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Da ich bereits Fragen zum Nachbau bekam: Dieser
hier ist stammt vom Ende der 90-er Jahre. Es gab
einen besseren Nachfolgebausatz mit neueren
Treibern, ebenfalls von Vifa. Aber welche
aktuellen Treiber hier gut einsetzbar wären, kann
ich ncht sagen.
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Es wurde die Bassreflex-Abstimmung verändert, das Volumen
wurde von 28 auf 17 Liter verkleinert, dadurch wird der
Bass nicht so tiefreichend, aber etwas präziser. Die Box
ist außen nun 66 cm hoch und besitzt einen quadratischen
Querschnitt von 215 x 215 mm. Auch Anordnung und Design
der Kegel und des Reflexrohrs habe ich abgewandelt, da
mich das vorgegebene Design nicht überzeugte (sah etwas zu
billig aus). Das konische 5,5 ... 7 cm Bassreflexrohr aus
dem Originalbausatz befindet sich nun "unsichtbar" im
Boden, da die seitliche Montage irgendwie daneben
aussieht. Damit es seine Wirkung entfalten kann, wurde die
Box auf 4 höhenverstellbare Spikes gestellt, so dass man
mindestens einen Abstand von 3 cm zum Boden hat. Die (4
pro Box) abschraubbaren Spikes sind aus dem
Conrad-Katalog, dort kosten sie etwa 8,- Euro. Das Rohr
habe ich nicht gekürzt, so dass es eine Länge von 145 mm
besitzt. Lieber etwas länger als zu kurz, denn eine
Überhöhung ist eher zu hören als eine leichte Welligkeit.
Simulation der Bassreflex-Abstimmung:
Die Halterungen der Kegel sind nicht pyramidenförmig,
sondern mit waagerechten Leisten auf Röhrchen mit einem
Durchmesser von ca. 1 cm. Hier ist stabiles Material
nötig.
Die Gehäuseplatten wurden nicht nur einfach aneinander
geleimt, sondern mit einer stärkeren (ca. 4 cm) Leiste in
der Ecke verklebt und dann verschraubt. Sämtliche
Schrauben sind versenkt, um sie anschließend gut zu
überspachteln. In die obere Gehäuseplatte wurden an jeder
Ecke ein spezielle Holz-Schraube, die ein M4-Gewinde
besitzt, verklebt. So konnte eine Gewindestange
eingeschraubt werden. Dann wurde auch diese Konstruktion
verspachtelt.
Am aufwändigsten war die Abrundung der Ecken, was mit
einer selbst gefeilten Lehre ganz gut gelang. Damit
reduziert man Phantomschallquellen, die sonst an den Ecken
entstehen, auf ein Minimum. Auch eine Phase, wie im
Original, ist sicher hilfreich. So wurden auch die
horizontalen Platten (zur Befestigung der Kegel und des
Hochtöners oben) immer stark abgerundet.
Meine Boxen beschichtete ich nach dem schwarzen Grundieren
(Matt-Schwarz) mit grau-schwarzem Granitspray, das im
Baumarkt für etwa 10 Euro pro Dose erhältlich ist. Man
benötigt nur 2 Dosen davon.
Die Kegel wurden aus Aktenkarton zusammengeklebt (auf Stoß)
und mehrfach mit Lack-Schwarz übersprüht, um sie extrem
stabil und hart zu bekommen. Um Bewegungen der Kegel zu
minimieren, wurden beide Kegel so weit wie möglich mit
Silikon gefüllt und oben eine dünne Sperrholzscheibe, die
eine Phase enthält, zur Stabilisierung eingeklebt, in die
der Hochtöner eingeschraubt wurde. Der obere kleinere Kegel
ist komplett mit Silikon gefüllt und besitzt auch eine
eingeklebte Sperrholzscheibe, an die die obere Querleiste
geklebt wird. Anschließend wurde die gesamte Box mit
Acryl-Klarlack übersprüht, um die Granit-Beschichtung zu
schützen. Drinnen wird dann noch Dämmwolle zu einer Rolle
gedreht und in die Box gesteckt. Dies ist zwingend
notwendig, um die bei etwa 2 kHz liegende Gehäuseresonanz zu
unterdrücken, was sonst sehr deutlich zu hören wäre.
Trotz des schlechten Wirkungsgrads (laut K&T
Kennschalldruck ca. 84 dB SPL (1 W 1 m)) und der
Maximalleistung von ca. 80/120 W pro Box ist das System noch
ausreichend pegelfest in normalen Wohnräumen. Durch die
Konstruktion mit den Kegeln gehen demnach ca. 6 ... 8 dB
"verloren". Dies ist aber nur scheinbar weniger, da der
Anteil am reflektierten Schall wesentlich höher als bei
"normalen" Boxen ist. So wird in einem normalen Wohnraum der
Pegel durch den Raumanteil um schätzungsweise etwa 3 dB
ansteigen, da man sich nicht in einer Messkammer unter
Freifeldbedingungen befindet.
Die untere Grenzfrequenz von etwa 60 Hz reicht zur Not aus,
der Bass bleibt jedoch stets präzise. Überrascht war ich
trotzdem vom Tiefgang, Bassmo Bills Tiefstbass kam richtig
gut, das hätte ich den "kleinen" 17-ern nicht zugetraut. Man
kann beide Rundumstrahler geschlossen betreiben, die untere
Grenzfrequenz liegt dadurch bei etwa 100 Hz, die Präzision
wird noch einmal deutlich verbessert. Wer größere
Lautstärken hört, sollte es geschlossen und aktiv abgetrennt
betreiben und das Reflexrohr verschließen (notfalls nur mit
Dammwolle) und einen zusätzlichen Subwoofer benutzen. Das
ist bei den neuen digitalen Mehrkanalverstärkern heute schon
Standard und so meist kein Problem.
Die Frequenzweiche wurde gegenüber dem Original nicht
verändert: Die guten Chassis erlauben eine Trennung mit je
einem Filter erster Ordnung, eine Spule L (etwa 1 mH Luft,
R= 0,2 ... 0,6 Ohm) vorm Tieftöner, sowie ein
Folienkondensator C (6,8 µF MKT aus dem Original-Bausatz)
samt 2-Ohm-Widerstand (2 W) vor dem Hochtöner sind die
einzigen Behinderungen auf dem Signalweg. Wer es optimal
machen will, kauft Zinnfolien-Kondensatoren und verwendet
Metalloxidwiderstände. (Größe siehe unten bei der
Klangbeschreibung)
Durch ein neues Terminal wird auch ein Anschluss via
Bi-Wiring oder Bi-Amping erlaubt.
Hier sind die Thiele-Small-Parameter des Tieftöners "Vifa
C 17 WH-69" (laut K&T 6/96):
DC-Widerstand |
Re |
5,6 Ohm |
Resonanzfrequenz |
fs |
43 Hz |
mech. Güte |
Qms |
2,1 |
elektr. Güte |
Qes |
0,34 |
Gesamtgüte |
Qts |
0,29 |
Äquivalentvolumen |
Vas |
45 Liter |
Membrandurchmesser |
d |
(13,5 cm) |
Membranfläche |
Sd |
(145 cm²) |
Kennschalldruck |
SPL |
92 dB SPL
|
Chassis-Eigenvolumen |
V |
(0,3 Liter) |
Klangbeschreibung:
Diese Lautsprecherkombination, die an Material unter 350,-
Euro kostete, braucht einen Vergleich selbst mit deutlich
teueren Fertigboxen nicht zu fürchten.
Denn:
Die räumliche Abbildung der Rundumstrahler ist echter
Wahnsinn. Ziemlich breite und tiefe (!) Staffelung, völlig
losgelöst von den Lautsprechern. Sie dürfen meiner Meinung
nach aber nicht völlig frei aufgestellt werden, damit die
virtuelle Bühne gut nachgebildet wird. Bei mir ist der
Wandabstand etwa 30 bis 50 cm. Aber das ist sicherlich
Geschmackssache. Wer extrem anspringende Klänge und
Räumlichkeit (direkte Breitbandsysteme) wünscht, ist mit
diesem Paar sicherlich nicht überglücklich. Klanglich gibt
sich das Vifa-Paar spritzig. Beim Test mit einem ziemlich
harschem CD-Player wurde das Klangbild schnell aggressiv
und hart. Der Hochtonbereich wirkte bei mir überzogen, so
dass hier ein zusätzlicher Widerstand (je nach Raum bis 3
Ohm) im Hochtonzweig Pflicht wurde. Die Gewebekalotte ist
extrem ehrlich und offenbarte jegliche Fehler in der
Kette. Die harten Höhen verringern sich auch, wenn die
Chassis entsprechend gut eingeschwungen ist, was nach
einigen Tagen im normalen Betrieb passiert sein sollte.
Der laute Hochtonbereich verringert sich auch durch
Abnahme des Diffusschalls zum Beispiel bei stärker
bedämpften Räumen. Das Klangbild ist stark abhängig vom
Raum!
Heute betreibe ich dieses Paar als Frontlautsprecher in
einem Surroundsystem. Hinten sind 2 Dipole.
Hochton-Dämpfung des Serienwiderstandes:
1,0 Ohm ca. 1,0 dB
1,8 Ohm ca. 1,8 dB
2,2 Ohm ca. 2,1 dB
2,7 Ohm ca. 2,5 dB
3,3 Ohm ca. 3,0 dB
Messung:
2021 habe ich die Lautsprecherbox mal mit einem
Messmikrofon vermessen. Der Raum war ein anderer als in
der obigen Klangbeschreibung.
Der Verlauf wurde auf 1/12 Oktave gemittelt.
Den Verlauf unterhalb von 250 Hz würde ich dem Raum
zuschreiben.
Messabstand: 1,6 m, Lautsprecher steht in 30 cm Distanz
zur Wand.
gemacht mit REW
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